Der verschleppte Kampf der Politik gegen Kinderpornografie

Kaum gerät die Politik selbst in den Strudel eines Missbrauchsfalles, merkt man wie kopflos und falsch sie reagiert.

Mit dem Fall Edathy kommt in der hohen Politik der Alltag an. Der Alltag im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Mitten unter uns, jeden Tag, zu jeder Zeit, an jedem Ort.

Schuld sind immer die anderen

Die Politik beklagt die langsame Vorgehensweise des BKA. Wie kann es sein, so schreien alle ganz laut in jede Kamera, die sich ihnen bietet, dass die Erkenntnisse aus dem kanadischen Fall Spade so lange liegen blieben. Die einen werfen dem BKA wahlweise Vertuschung oder Konspiration gegen den NSU-Ausschuss-Chef Edathy vor. Die anderen sprechen einfach von unfähigen Trotteln im Bundeskriminalamt.

In diesen (zwei Wochen dauernden) hysterischen Ausfällen nimmt sich niemand die Zeit, mit den Fachleuten zu sprechen, für die das tägliches Geschäft ist. Opferberatungsstellen wissen: Wenn Anzeige wegen Missbrauchs erstattet wird, dann gibt es so gut wie nie zügige Ermittlungen. Warum? Weil die Strafverfolgungsbehörden unterbesetzt und überarbeitet sind.

Bereits im August 2008 forderte das BKA gemeinsam mit Dunkelziffer e.V. und Innocence in Danger e.V. neue Wege in der Bekämpfung von Kinderpornografie, der Verbreitung von Missbrauchsabbildungen. Auch der Rücktritt des prominenten Staatsanwalts Peter Vogt aus Halle im Jahr 2009 richtete das Augenmerk auf den Missstand: Es wird zu langsam ermittelt, denn die Strafverfolger sind hoffnungslos unterbesetzt. Gleichzeitig explodieren missbräuchliche Sexualisierung, Cybergrooming und Kinderpornografie im Netz zusammen mit der rapiden Zunahme von mobilen Endgeräten. Vogt sagte mehrfach, „wir haben den Kampf gegen Kinderpornografie verloren.“ Die Presse berichtete ein wenig, die Gesellschaft war sorgenvoll verwundert, alle wollten ein bisschen was tun. Irgendwie so.

Passiert aber ist – nichts.

Nirgends gibt es so wenige Cybercops und eine so netzaffine Anti-Kontroll-Lobby wie hierzulande.

Nun trifft das Resultat genau dieses Zustandes die Politik. Sie reibt sich verwundert die Augen und sucht nach Schuldigen. Natürlich immer wo anders, nie bei sich, ihren Entscheidungen und Haltungen.

Die Politik hat die Mittel in der Hand

Die Politik ist ja auch schon seit drei Jahren ganz nah dran – eigentlich. Es gab einen „Runden Tisch sexueller Kindesmissbrauch“ und es gibt einen „Beauftragten zu Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs„. Aber wenn die politischen Institutionen selbst betroffen sind, man denke an die Diskussion um die Grünen, aktuell die SPD und, wenn man so will, die gesamte Regierung, dann tun alle so, als passiere etwas völlig neues, außergewöhnliches.

Wir stellen also fest: die politischen Akteure, vom Gesetzgeber über die Regierung bis zur Staatsanwaltschaft reagieren in einem solchen Fall wie eine schrecklich normale Familie oder eine ordinäre Institution, die von Missbrauch betroffen ist: Hektisch bis hysterisch versucht man alle Verantwortung von sich zu weisen, verwischt in lautem Gezänk alle Spuren und streitet sich hauptsächlich um die eigene oder die Reputation des armen Täters. Nur die Opfer bleiben allein – mal wieder. Man muss sich vorstellen: Seit zwei Wochen wird der Fall Edathy im deutschen Fernsehen verhandelt und es kam dort noch kein einziger Betroffener zu Wort.

Das ist ein Skandal.

Das führt den Bürgern vor, wie wenig der Kampf gegen sexualisierte Gewalt in der Politik bisher wirklich angekommen ist. Es sind die Regierenden, die jetzt zeigen, dass sie so gut wie nichts begriffen haben von dem, was Missbrauch darstellt und ihn ausmacht.

Man hätte gewarnt sein können.

Erinnern wir uns wie kaltschnäuzig die Länder den Hilfsfonds für Opfer sexueller Gewalt boykottierten; wie lässig Frau Leutheusser-Scharrenberger die Verlängerung der Verjährungsfristen sabotierte; wie dreist die Grünen ihre pädophil unterströmte Vergangenheit erst leugneten, dann schönredeten und die Existenz von Opfern in den eigenen Reihen auch heute noch bestreiten. Gerade so, als hätte es das Canisius-Kolleg, die Odenwaldschule, die Berliner Parkeisenbahn, den Jungen, der seinen Peiniger vor Verzweiflung umgebracht hat, den Bericht Pola Kinskis, die Missbrauch geradezu verherrlichenden Sätze Cohn-Bendits, die verschleppte Aufklärung der Heimkinder Ost, etc., als hätte es das alles nie gegeben.

Chance und Aufforderung zugleich

Und doch bietet sich in all diesem Wahnsinn wieder eine große Chance. Bewusstsein zu schärfen – und endlich wirklich wichtige Strukturen zu schaffen. Dabei müssen die Betroffenen mit absolutem Vorrang behandelt werden.

Die Entschädigungs- und Hilfefonds müssen jetzt vollständig gefüllt und zugänglich gemacht werden.

Der Ausbau der Beratungsstellen gegen sexuellen Missbrauch muss genau so vorangetrieben werden, wie der Ausbau von Anlaufstellen für Pädophile bzw. Täter. Dabei gilt es endlich das  Wissen, nämlich dass knapp 60% der Täter nicht pädophil sind einzubeziehen.

Wir brauchen die Möglichkeit nach britischem oder amerikanischen Vorbild jederzeit eine unabhängige Aufklärungskommission zu berufen, um im Institutionen oder Organisationen egal welcher Art untersuchen zu können.

Der Sprung vom Polaroid- ins digitale Zeitalter

Der digitale Kinderschutz muss rechtlich verankert werden. Er muss den Sprung ins heute schaffen. In ein Zeitalter in dem man überall und jederzeit mit seinem Telefon oder Tablet entblößende oder gar sexualisierte Fotos schießen, hochladen und verbreiten kann.

Hoffen wir, dass diese Chance nicht wieder ungenutzt verstreicht.

Wer hilft Betroffenen von damals? Und wer den Kindern und Jugendlichen heute?

The Daily Abuse

2010 begann die Lawine der Fälle sexuellen Missbrauchs in Institutionen. Opfer berichteten Fälle der vergangenen Jahrzehnte und ließen sich nicht mehr zum Schweigen bringen.

Dachte man.

Wer übernimmt endlich die Verantwortung?

Die aktuelle Debatte um pädokriminelle Strömungen, die unter anderem Einfluss fanden bei den Grünen, den Jungen Liberalen, dem Kinderschutzbund und selbst in vom Berliner Senat finanzierten sozialpädagogischen Projekten, zeigt jedoch vor allem eines: Nur wenige übernehmen Verantwortung und treten tatsächlich für Betroffene ein.

Stattdessen hören wir dieser Tage viele Schuldzuweisungen und sehen viele mit dem Finger der Verantwortung auf andere zeigen. Wir hören keine leisen Töne und wir hören vor allem niemanden, der sagt jetzt packen wir es wirklich an.

Nicht die noch regierende Parteien, nicht die an die Macht strebenden Parteien, noch nicht einmal den unabhängigen Beauftragten zu Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs.

Missbrauch ist immer hochaktuell

Im Jahr 2012 wurden 12.623 Fälle sexuellen Missbrauchs zur Anzeige gebracht.

Hinter dieser Zahl verbergen sich 14.865 missbrauchte Mädchen und Jungen.

Nehmen wir an, diese Mädchen und Jungen werden 20mal missbraucht, bevor sie Hilfe finden.

Dann sprechen wir über mindestens 297.300 Missbrauchshandlungen im Jahr: 297.300mal Angst, Schmerz, Ohnmacht, Ekel, Scham, sich der Übermacht des Täters oder der Täterin ausgeliefert fühlen.

Das sind mindestens 24.775 Missbrauchshandlungen pro Monat. Oder 814 Missbrauchshandlungen am Tag. Oder 34 in der Stunde.

Das bedeutet: alle 34 Sekunden beginnt ein Missbrauch in Deutschland – und das sind nur die angezeigten Fälle.

Führen wir uns jetzt vor Augen, dass laut einer Studie des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens nur jeder 5. Missbrauch angezeigt wird. Das heißt, wir sprechen von 63.115 Fällen sexuellen Missbrauchs alleine im vergangenen Jahr. Wie viele Handlungen mögen das sein?

Also welche Signale senden wir?

Welches Signal senden wir denen, die Missbrauch überstanden? Dürfen sie tatsächlich  darüber sprechen? Oder müssen sie nicht doch lieber weiter schweigen, weil sie immer noch auf Ausgrenzung und Unverständnis stoßen.

Welches Signal senden wir den Mädchen und Jungen, die heute missbraucht werden? Sind wir bereit ihnen zu helfen? Wirklich zuzuhören? Ihnen Sicherheit zu geben und nicht wie auch jetzt die Verantwortung abzuwälzen.

Zum Weltkindertag, zwei Tage vor der Bundestagswahl 2013 ist ein guter Zeitpunkt für alle Parteien und die Gesellschaft sich ihrer Verantwortung zu stellen: Sexuellen Missbrauch zu bekämpfen, Opferversorgung zu gewährleisten und funktionierende Prävention voranzuteiben.

Aufruf und grüne Opferhotline jetzt einrichten

Der Aufklärer des grünen Missbrauchs, Professor Franz Walter, kann die Opfer der grünen Ideologie nicht anhören. Es braucht jetzt einen offenen Aufruf an mögliche Opfer – und eine fachliche psychologische Betreuung durch die Hotline des Unabhängigen Beauftragten

Professor Franz Walter und sein Team tragen vieles zu Tage. Von den Grünen beauftragt, pädophile bzw. pädokriminelle Strömungen in der Partei zu erforschen, stößt Walter auf immer neue missbräuchliche Strukturen der 1970er und -80er Jahre. In den Reihen der Grünen, aber auch bei anderen: Der FDP und aktuell dem Kinderschutzbund.

Was bei der Aufklärung durch Professor Walter allerdings deutlich zu kurz kommt, ist die Anhörung möglicher Opfer. Walter betont immer wieder, sich Opfern zuwenden zu wollen, allerdings gibt es bis heute immer noch keinen Aufruf an Betroffene, sich zu melden und ihr Schweigen zu brechen.

Der unabhängige Beauftragte Johannes-Wilhelm Rörig betont, dass es eine Aufklärung ohne Einbeziehung der Opfer nicht geben kann. Aber Walters Institut wäre fachlich gar nicht kompetent, um Traumatisierte anzuhören. Es wird also Zeit, dass sich der Beauftragte mit seiner Kompetenz einmischt.

Daher müssen die Grünen und der Unabhängige Beauftragte Rörig, einen Aufruf an mögliche Opfer starten.

Hintergrund: Warum ist dieser Aufruf gerade bei den Grünen so wichtig?

Immer dann, wenn es um Missbrauch in den eigenen Reihen geht, schließen sie sich. Egal wie vermeintlich konservativ oder gar aufgeklärt die betroffenen Institutionen sind: Es wird gemauert, geleugnet und vertuscht. Der Mechanismus ist immer derselbe.

Was wir bei den Grünen beobachten, ist dass sie die Technik der Vertuschung besonders gut beherrschen. Führende Parteimitglieder bringen die Opfer der grünen Ideologie weiter zum Schweigen. Im Focus erklärte Marieluise Beck, wie man das mit dem Missbrauch vor und nach 1968 zu verstehen habe: Missbrauch habe es schon immer gegeben – nur sei er früher schlimmer gewesen: „die Opfer blieben allein mit ihrer Scham und den Schuldgefühlen.“ Opfer sexuellen Missbrauchs vor 1968 hätten diesen also sittsam ertragen müssen, sagt Beck (Focus 26.8.13).

Heute hingegen seien wir weiter, meint Frau Beck. „Der Unterschied zwischen den Tätern und den Opfern ist inzwischen ganz klar.“

Doch leider ist bei Frau Beck überhaupt nichts klar. Sie insinuiert, Missbrauch in einer libertären und aufgeklärten Gesellschaft sei irgendwie weniger schlimm – weil er die Opfer a) nicht mehr allein lasse und b) öffentlich diskutiert werden könne.

Kein Entkommen

Aber es ist ganz anders, als Marieluise Beck denkt. Gerade die Öffentlichkeit der grünen Missbrauchs-Propaganda war und ist das Problem. An wen sollte ein missbrauchtes Kind sich wenden, wenn jemand wie Daniel Cohn-Bendit öffentlich vom fantastischen Sex einer Fünfjährigen schwärmte? Wenn grüne Gruppierungen laut die Abschaffung des Paragraphen 176 StGB forderten? Wer hörte zu? Wer wandte sich gegen die verkündete Hauptströmung? Und an wen sollen sich Betroffene heute wenden, wenn die Führungskräfte der Grünen immer wieder betonen, dass es bei den Grünen weder Täter und noch Opfer gebe?

In Wahrheit haben die 1968er den Druck verdreht – und dabei erhöht. Aus dem Schweigemantel der Prüderie wurde der allgegenwärtige Druck der sexuellen Befreiung aufs Kind: ‚alle wollen immer Sex mit allen – auch mit uns.’

So wurden Kinder in den berühmten 68er oder grünen Kommunen quasi öffentlich gezwungen, Übergriffe und Missbrauch zu erdulden. Es gab Protokolle von sexueller Gewalt an Kindern, die in politischen Zeitschriften abgedruckt und bestaunt wurden (Kursbuch 17). Die Kinder konnten sich hinterher auch nicht darüber beschweren.

Für die Kinder mancher Grüner und 68er war die große befreite Offenheit in Wahrheit ein geschlossenes repressives System.

Im übrigen gab es damals durchaus mutige Frauen, die sehr genau erkannten: „Es ist falsch, die Pädos zu dulden und sogar ihre Formeln aufzugreifen, wir müssen die Kinder schützen!“ Nur standen sie damals in keinem guten Ruf bei den entstehenden Grünen. Sie wurden öffentlich beschimpft.

Sie wollen es heute immer noch nicht wissen

Selbst heute gilt, nirgends ist es schwerer als bei den Grünen, über Betroffene zu reden. Sie laden die Opfer nicht ein, zu sprechen, sie laden sie geradezu aus:

Auf ihrer Wahlkampftour durch Bayern erklärte Fraktionschefin Renate Künast, „wir sind nicht der Ort der Täter“. In den 1980er habe man sich bei den Grünen eben offen mit Sexualität auseinandergesetzt (süddeutsche.de, 5.9.13).

Im März 2010 hatte Künast gegenüber Spiegel Online noch die Regierung kritisiert: sie „mache sich zu viele Gedanken um Institutionen, statt die Opfer in den Mittelpunkt zu stellen.“ Künast forderte es solle „eine unabhängige Kommission beim Deutschen Bundestag eingerichtet werden, die die Missbrauchsfälle in einem Bericht aufarbeitet“ (24.03.2010).

Wer also ruft Betroffene endlich dazu auf, sich zu melden?

Die Grünen?

Professor Walter und sein Team – der das irgendwie tut, aber nicht explizit?

Der Kinderschutzbund, der die Meldungen zur Unterwanderung durch Pädophile heute ernst nehmen und untersuchen will – obwohl er sie seit 1993 aus der Zeitung hätte kennen können?

Oder der unabhängige Beauftrage für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, der über eine telefonische Anlaufstelle verfügt, aber dessen Amtszeit mit dieser Legislatur endet?

Macht-Missbrauch

Damals wollte man an die Macht – und nahm Kollateralschäden in Kauf. Das gilt bedauerlicherweise auch heute. Kurz vor der Bundestagswahl scheint es wichtiger, das Thema zu befrieden, statt aufzuräumen.

Es wird Zeit umzudenken und zu begreifen, dass die missbrauchten Kinder von damals wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger von heute sind. Und es gilt zu begreifen, dass auch heute täglich 33 Fälle sexuellen Missbrauchs zur Anzeige bei der Polizei gebracht werden. Vom Dunkelfeld ganz zu schweigen.

Welches Signal senden wir diesen Mädchen und Jungen?

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Noch immer werden Pädokriminelle gedeckt.

Die Grünen müssen ihre Taten extern aufklären und sich den Opfern hinwenden!

Frau von Weiler, mit den Grünen und der FDP geraten nun auch direkt Politiker in den Verdacht des Missbrauchs. Ist das nicht unheimlich?

Julia von Weiler: Nein, es ist alltäglich. Erinnern wir uns, es ist noch nicht so lange her, dass der CDU-Spitzenpolitiker eines Landes wegen „einer Liebesaffäre mit einer 16jährigen“ zurückgetreten ist. Damals kam öffentlich kein Mensch auf die Idee, die  ungeheure Macht- und Altersdifferenz zu hinterfragen.

Seit drei Jahren erfahren wir in Deutschland immer mehr über Missbrauchsfälle in allen gesellschaftlichen Schichten. Jetzt ist die Politik dran – und siehe da, die Bigotterie ist am größten. Jürgen Trittin handelt für mich wie ein abwiegelnder katholischer Bischof aus 2010. Würden die Grünen die eigenen Maßstäbe anlegen, müsste sein Handeln in den eigenen Reihen einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. Stattdessen: Schweigen oder schlimmer noch Eigenlob für die Partei.

Wollen Sie die Grünen etwa mit der Katholischen Kirche vergleichen? 

Ja, ich sehe das exakt gleiche Handlungsmuster. Zunächst wird abgewehrt und geleugnet. Dann unter großen Anstrengungen genauer hingeschaut, stückweise eingeräumt, aber die Verantwortung immer abgelehnt.

Als z.B. Daniel Cohn-Bendits unsägliche Äußerungen „vom fantastischen Sex mit 5jährigen“ im April 2013 zum wiederholten Mal  hochkamen, sagten die Grünen: ‚Ach, alles olle Kamellen!‘ Oder: ‚Das ist doch nur gemeines, politisch motiviertes Wahlkampfgetöse.‘

Dann deckte die Presse Schritt für Schritt auf: Die Grünen hatten eine organisierte und gut bezahlte pädokriminelle Beratertruppe im Bundestag sitzen. Die pädokriminellen Strömungen wurden auch durch prominente Schreibtischtäter wie Daniel Cohn-Bendit unterstützt.

Die Bagatellisierung von sexueller Gewalt getarnt als große Toleranz ließ zu, dass Pädokriminelle ungehindert missbrauchten. Darüber hinaus forderten sie öffentlich und aggressiv die gesellschaftliche Akzeptanz ihres Handelns, also sexuellen Missbrauchs.

Inzwischen sind grüne Täter enttarnt worden. Und was ist die Reaktion? Alles Einzeltäter, heißt es. Es gab doch keine missbräuchliche Struktur! Eine Opfer-Hotline brauchen wir nicht, hat Jürgen Trittin gerade in der Welt erklärt. Genauso hat die Kirche vor drei Jahren reagiert. Trittin hat eine Kardinalsmütze auf.

Was kann man tun?

Wir müssen als erstes die Opfer stark machen. Die ersten Opfer grüner Parteikommunen beginnen gerade sich heraus zu trauen. Für sie alle muss eine Anlaufstelle eingerichtet werden. Aus der Arbeit mit Betroffenen wissen wir genau: Die Opfer von sexueller Gewalt müssen sehr aktiv und zugleich behutsam zum Sprechen ermutigt werden.

Da können sich die Grünen übrigens ein Beispiel an den Katholiken nehmen. Der Brief und der öffentliche Satz von Pater Klaus Mertes SJ ist unerreicht: ‚Wir haben schwere Verbrechen begangen. Meldet Euch alle, wir hören Euch zu!‘

Das brauchen die Betroffenen – und keine schnoddrigen Interviews des Missbrauchs-Verherrlichers Cohn-Bendit oder Abwiegelungen durch Trittin und Co.

Wissen Sie denn, ob es bei den Parteien aktive Missbrauchs-Strukturen gab?

Bei den Grünen auf jeden Fall. Der erste Versuch einer Aufklärung durch den Göttinger Parteienforscher Franz Walter belegt das ja eindrucksvoll. Trotzdem springen die Grünen auch dort zu kurz. Bisher macht Professor Walter eine reine Papierrecherche. Um Institutionen wie die Grünen gut zu durchleuchten, muss man aber die Opfer anhören.

Warum?

Damit man weiß, durch welche Personen, Strukturen und vor allem durch welche Ideologie man sie hereingelegt hat. Das bedeutet, wir brauchen unabhängige Kommissionen wie sie etwa im Fall des berühmten Radiomoderators Jimmy Savile in England gebildet wurden: Da waren Richter, Psychologen und Interviewexperten beteiligt und haben in wenigen Monaten erschütternde Berichte über das Fehlverhalten der BBC und der Behörden zusammen gestellt.

Was haben die Opfer davon?

Dass ihr Leiden anerkannt wird. Dass sich niemand mehr herausreden kann. Dass jeder nachlesen kann, wie es zu den teilweise gespenstischen Taten kommen kann. Das fehlt hierzulande. Wenn die Taten verjährt sind und niemand strafrechtliche zur Rechenschaft gezogen werden kann, stehen die Opfer ohne offizielles Dokument da.

Wir müssen also die Institutionen unabhängig aufklären. Und gleichzeitig müssen wir ihnen Hilfen anbieten, damit sie erlittene Traumata bewältigen können.

Das ist eine Riesenaufgabe!

Ja, aber wir haben doch brillante Expertinnen und Experten für diese Arbeit. In Deutschland gibt es Hunderte von Beratungsstellen und Therapieeinrichtungen, die seit vielen Jahren hervorragende Arbeit leisten – praktisch im Verborgenen.

Die Politik macht seit drei Jahren viel Show und Gewese mit Runden Tischen usw. Zur gleichen Zeit müssen die Beratungsstellen vor Ort kürzen oder schließen, weil sie nicht finanziert werden.

Wir haben gerade einen Skandal erlebt: Der Bund musste seinen Hilfs- „Fonds sexueller Missbrauch“ ohne die Länder starten. Das heißt, keine drei Jahre nach den großen Missbrauchsskandalen in den kirchlichen und reformpädagogischen Internaten konnten sich die Bundesländer vor aller Augen aus der Verantwortung stehlen.

Zahlungen durch den Fonds sind übrigens noch nicht geflossen.

Wo bleibt die Hotline der Grünen?

Jetzt ist es also so weit. Die Welt berichtete ausführlich über den “alltäglichen Missbrauch in einer grünen Kommune”. Zwei mutige Männer erzählen wie es war, als Kind und Jugendlicher von grünen Spitzenfunktionären beäugt, begrapscht und sexuell bedrängt zu werden. Explizit. Detailliert. Klar.

Damit ist klar: In den Reihen der Grünen wurde Pädokriminalität nicht nur verharmlost, propagiert und gerechtfertigt. Es fanden sich zuhauf bekennende Pädophile in der Partei und den parteinahen Gliederungen und Kommunen. Und gab es auch Täter. Wie viele es sind, können wir bislang nur erahnen. All das wurde lange verdrängt.

Viel Zeit vertan

Die Grünen hatten viele Jahre Zeit, sich ihrer Geschichte zu stellen. Zuletzt hatten sie bei den nie enden wollenden Diskussionen um Daniel Cohn-Bendit Gelegenheit, ernsthaft aufzuklären. Sie hätten voranschreiten und zeigen können, wie man sich einer schwierigen Vergangenheit stellt und daraus lernt. Sie hatten die Chance, das Leid der Betroffenen anzuerkennen, sie respektvoll zu integrieren in die Gemeinschaft und vor allem die gemeinsame Geschichte, die die Täter um sie alle woben.

Das aber haben die Grünen versäumt. Sie haben stets alle Verantwortung von sich gewiesen: All das sei lange her. Man müsse auch den damaligen Zeitgeist berücksichtigen. Die Vorwürfe seien doch nur billiger Wahlkampf.

Bei den anderen sind sie immer viel strenger. Dort fordern sie empört Aufklärung, vor allem bei der Kirche und in den kirchlichen Internaten. Doch selber sind sie nur unter größtem Druck bereit, ein Institut mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Vergangenheit zu beauftragen. Der Auftrag geht, herrlich abstrakt gefasst, an einen nahestehenden Politikwissenschaftler und Parteienforscher, der bei Missbrauchsaufklärung keinerlei Expertise vorweisen kann. Das Ergebnis liefert er Ende 2014.

Aufklärung nur auf Papier?

Was bedeutet das eigentlich genau, eine wissenschaftliche Aufarbeitung? Mit wem wird der Parteienforscher sprechen? Oder wird es vielleicht nur ein Aktenstudium des „Grünen Gedächtnisses“ werden?

Bei all dem geht es um reale Verletzungen an Leib und Seele.

Pädokriminelle hatten von den 1970er bis in die 1980er Jahre bei den Grünen – eingebettet in die sexuelle Revolution – einen hervorragenden Nährboden für ihre missbrauchenden Aktivitäten. Geschützt durch den Willen zur absoluten, alle Regeln brechenden Offenheit etwa der grünen AG „Schwule&Päderasten“ oder den stets geduldeten pädokriminellen Stadtindianern. Wo so viel rechtfertigende Ideologie herrschte und laut die Abschaffung des Paragraphen 176 StGB gefordert wurde, müssen wir davon ausgehen, dass auch viele Mädchen und Jungen missbraucht wurden. Ganz offen und selbstverständlich. Für alle sichtbar. Die meisten haben weggeschaut oder es verteidigend analysiert. Einen Aufstand gab es jedoch nicht.

Wo also bleibt der öffentliche Aufruf an Betroffene aus den grünen Reihen sich zu melden? Wo das Signal an die Opfer – wir hören zu, bitte meldet Euch!?

Eine Hotline muss her

Es reicht längst nicht mehr, seiner Bestürzung Ausdruck verleihen. Den vielen Worten müssen endlich Taten folgen.

Es ist höchste Zeit für eine Hotline. Besetzt mit Expertinnen und Experten, die den Betroffenen wirklich Gehör schenken.

Es muss das gesamte Ausmaß der pädokriminellen Taten aufgeklärt werden. Und es müssen  alle begünstigenden Faktoren im grünen Milieu ans Licht gebracht werden. Genauso tabu- und schonungslos, wie man noch vor 30 Jahren bei den Grünen „Sex mit Kindern“ propagierte und gesetzlich erlauben wollte.