Netzwerk für Kinderschutz gegen Missbrauch: 95% der Hilfsangebote fehlen.

„Keine Grauzonen im Internet“

Ein Netzwerk unter der Schirmherrschaft von Familienministerin Schwesig kämpft gegen die Verbreitung so genannter Posen-Darstellungen, also geschlechtsbetonter Nacktaufnahmen von Kindern. Es ist ein wirklich wichtiges Signal: Die Würde von Kindern ist unantastbar auch im Zeitalter des digitalen Exhibitionismus.

Ministerin Schwesig und das Bundesfamilienministerium, jugendschutz.net, das Zentrum für Kinderschutz im Internet (I-KiZ), die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (fsm) und Goolge bilden dieses „Netzwerk gegen Missbrauch und sexuelle Ausbeutung von Kindern.“

Achtung

Bei einschlägigen Suchanfragen nach nackten Kindekörpern platziert Google eine Warn-Anzeige. Folgen Nutzer diesem Link, lesen sie über sexuellen Missbrauch und dass „Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern“ rechtswidrig sind. Darüber hinaus verweist Google auf Meldestellen und Hilfsangebote für a) potentielle Täter, b) Kinder und Jugendliche, aber auch c) Erwachsene.

Ein Schelm wer böses dabei denkt, dass sich bei diesen Hilfsangeboten nur solche finden, die vom Bundesfamilienministerium gefördert werden. Andere wichtige, etablierte Anlaufstellen – die unter schwierigsten Umständen seit vielen Jahren gute Hilfe leisten – fehlen. Selbst das „Hilfeportal Sexueller Missbrauch“ oder das bundesweite „Hilfetelefon sexueller Missbrauch“ des „Unabhängigen Beauftragten für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs“, Johannes W. Rörig, werden unterschlagen.

Dabei verbirgt sich gerade hinter dem „Hilfeportal Sexueller Missbrauch“ die breite Expertise der verschiedenen Hilfsangebote, die Deutschland zu bieten hat. Eine solche Vielfalt ist wichtig, denn nicht jedes Angebot passt für jeden Hilfesuchenden – insbesondere die für potentielle Täter oder Täterinnen. Wir wissen, die Mehrheit der Täter ist nicht pädophil*. Dennoch leitet der Google Hinweis alle zu einem Therapieangebot für pädophile Männer. Ist das richtig?

Das Netzwerk ist leider nicht das breite Bündnis, das die Ministerin propagiert. Und es ist vor allem nicht das breite Bündnis, das es sein sollte! Im Gegenteil sorgt genau dieses Netzwerk des BMFSFJ dafür, dass 95% der Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche, Eltern oder potentielle Täter bzw. Täterinnen bei der Google Warnung unterschlagen werden. Dient das wirklich dem Kinderschutz?

Dieses Netzwerk muss dringend erweitert werden!

* vgl. Beier K. M., Neutze J. (2009), Das neue „Präventionsprojekt Kinderpornografie“ (PPK): Erweiterung des Berliner Ansatzes zur therapeutischen Primärprävention von sexuellem Kindesmissbrauch im Dunkelfeld. Sexuologie 16 (4), S. 67.